All you can row 2017
All You Can Row „Alles was du (an einem Tag) rudern kannst“, ist eine Regatta, die seit sechs Jahren vom Karlsruher Rheinklub Alemannia veranstaltet wird.
Die Zutaten:
- ein tolles Ruderrevier, der Rhein, rheinabwärts von Karlsruhe
- ein toll motiviertes Orgateam
- ausreichend verrückte Menschen, die gerne einen ganzen Tag im Ruderboot verbringen
- Ruderboote für vier bis fünf Personen
- Bananen, Energieriegel, Trinkwasser, Obst und Gemüse
- Sonnencreme, Blasenpflaster, Schmerztabletten, Krankengymnastikrezepte, Weichsitzkissen
- den längsten Samstag des Jahres
Wir waren dabei. Wir, das waren Horst Broß, Kai König, Roman Wittich und ich. Wir hatten das Glück, einen Landdienst in Form von Christian Goldstraß zu haben, der uns begleitet und versorgt hat.
Los ging es für uns am Freitagmorgen mit geliehenem Anhänger aus Homberg und unserer racingroten „3/4“. Wir fuhren zum Ruderklub Alemannia Karlsruhe, wo wir das Boot aufriggerten und zum Ruderverein Viking Karlsruhe überführten. Es waren so viele Boote gemeldet, dass es die Möglichkeiten der Alemannia überschritt, sowohl als Liegeplatz für die Boote, als auch der freien Schlafplätze. Nach einem feudalen Grillabend konnten wir dann früh auf unsere Luftmatratzen sinken, am Samstag war halt früh Tag! Wecken um 4.30 Uhr, Anziehen, Frühstück, Wachwerden, Boot aufs Wasser, Losfahren …
Dann der Samstag, 24. Juni 2017. Es ist (drei Tage nach Sommeranfang) der längste Samstag des Jahres. Sonnenaufgang 5.21 Uhr, Sonnenuntergang 21.36 Uhr, dazwischen liegen mehr als 16 Stunden Licht zum Rudern den Rhein herunter. Bei Sonnenaufgang (von der Sonne war aber noch so gar nichts zu sehen!) dümpelten wir im Industriehafen vor dem Ruderverein Viking. Bis zum Dollbord voll mit Bananen und Energieriegeln (der Geschmackstest zuhause hatte so halbwegs Erfolg gezeigt). Natürlich auch mit reichlich Trinkwasser an Bord: sechs mal 1,5 Liter – für jeden! Aufbruch bei Morgendämmerung im doch etwas surrealen blauen Licht des Hafens, aber voller Elan, Energie, Adrenalin! Roman steuerte als Erster. Dabei waren auch eine folierte Steueranweisung vom Veranstalter in Karlsruhe und dem DRV, ein GPS-Sender des Veranstalters, Handys für Fotos, Notrufe und Kilometermessung und die obligatorische Wanderrudernotausstattung mit Tampen, Bootshaken und Lenzpumpe. Manövrierende Kohlefrachter für das Kraftwerk im Karlsruher Hafen waren die erste zu meisternde Hürde. Schiffe sollten wir noch viele sehen an dem Tag. Dann fuhren wir auf den Rhein. Aber der Rhein in Karlsruhe war so gar nicht der Rhein, den wir in Wesel so kennen. Schmal, kaum Verkehr, nur die Ruderboote und endlich kam auch irgendwann mal die Sonne heraus. Ein tolles Erlebnis. Die Vorbeifahrt am (für uns Niederrheiner) noch malerischen Oberrhein, am hochgesicherten Kernkraftwerk Philippsburg, an der malerischen Stadt Speyer, zwischen Mannheim und Ludwigshafen durch Doppelspundung hindurch. Weiter vorbei an Worms, Gernsheim, Oppenheim und schließlich Mainz. So schnell das jetzt aufgezählt ist, bis Mainz waren es schon etwa 145 Kilometer. Anfangs hatten wir eine Wechselfrequenz von einer Stunde besprochen. Das bedeutete dann aber auch drei Stunden Rudern am Stück! Mit der Zeit haben wir dann alle dreißig Minuten gewechselt. Mehr hat der Popo nicht mehr mitgemacht. Ich hatte unterwegs immer mal ein Auge auf das Ufer und auf jede Brücke, die Anderen wahrscheinlich auch. Schließlich sollte der Goldi ja irgendwo stehen und uns anfeuern. Hat er dann auch, mit und ohne Megaphon. Auch tolle Fotos von uns geschossen, Ruderer im Gegenlicht weit auf dem Rhein bei Worms – oder wo war das eigentlich? In Mainz dann angekommen, hatten wir schon gegen den Strom gewendet und wollten gerade anlegen, aber jetzt – kein Goldi. Er hatte aber doch schon lange vorher geschrieben, dass er in Mainz warten der unermüdliche Regattaorganisator Wolfdietrich (WD) Jakobs aus Karlsruhe noch gar nichts gehört. Leider haben die meisten GPS-Sender unterwegs den Dienst versagt, unser leider auch, sodass die Position vieler Boote und die zu erwartenden Anlegeorte für WD noch zu reichlich Kopfzerbrechen führte. Ein paar wenige Boote (nur drei waren wohl vor uns) waren schon an Bingen vorbei. Für uns war dann aber Schluss. Aber 176 Kilometer in circa 14 ½ Stunden waren ja auch ein wirklich tolles Ergebnis. Ja, dann aber auch noch der Nebeneffekt, den ich in meinem Eifer, Gutes zu tun, noch angestoßen hatte. Nachdem ich AYCR auf der DRV-Webseite gefunden hatte, kam mir als erstes der Gedanke: Toll – machste mit. Geiles Event! Zweiter Gedanke: Ich brauche doch auch noch Spenden für das Projekt der Aktion pro Humanität (APH) in Benin. Ich bin bereits drei Mal mit APH dort gewesen und plane die Einrichtung einer Kinderstation in dem kleinen Krankenhaus in Gohomey, das dort in den letzten gut 20 Jahren gewachsen ist. Und Krankenhauseinrichtung ist – richtig, richtig – teuer. Auch und gerade in Westafrika. So kam mir im Vorfeld die Idee, AYCR für mich als Spendenlauf, -fahrt, -marathon zu organisieren. Ich habe (einfach) alle, die ich kenne, angeschrieben und gesprochen, und damit viele Spender gewonnen. Es fanden sich an die 100 Spender, die zusammen circa 20.000 Euro auf das Konto der APH überwiesen haben. Vielen Dank auch dafür. Ende November fahre ich übrigens mit einem Team von etwa zwölf Ärzten, Schwestern und anderen Helfern wieder nach Benin in das Krankenhaus von APH.
Zuletzt noch die weiteren Aussichten bezüglich AYCR. Wir vier Mitstreiter haben wohl doch viel zu viel Positives von unserer Tour erzählt. Es wird von vielen Seiten schon über eine Wiederholung dieses Events für uns Ruderer der RTG Wesel gesprochen. Ein Boot wird sicher voll! Ich bin wieder dabei, schließlich ist ja nach dem AYCR gleich vor dem AYCR!