Anrudern der RTG Wesel 2024 unter dem Motto „Pink gegen Rassismus“
Viele Gäste geladen – mit sehr viel Geschichte im Gepäck
Die Saison der Ruderer der RTG Wesel startet jährlich ganz offiziell mit dem Anrudern.
Am 23.03.2024 war es wieder soweit und ab 11 Uhr starteten einige Ruderer/Ruderinnen die erste große Fahrt in 2024 auf dem Rhein. Die Jugendlichen und Kinder begannen die Saison auf dem Sportboothafen/Yachthafen in Wesel. Die Bedingungen waren sehr wechselhaft – Wind, Regen, Sonne – alles war dabei. Anschließend wurde ihr sportlicher Einsatz mit Hot Dogs und Getränken in der Bootshalle belohnt.
Ab 15 Uhr startete der offizielle Teil des Anruderns mit der Begrüßung der Gäste und Mitglieder der RTG Wesel durch den ersten Vorsitzenden Dr. Kai König. In diesem Jahr waren einige Bootstaufen und Ehrungen geplant und auch Ehrengäste eingeladen.
Ein Gig-Vierer/Fünfer wurde auf den Namen „Erich Leyens“ durch Frau Dr. Marianne Fey, 97 Jahre, die Herrn Leyens noch persönlich kannte und 1943 Deutsche Jugendmeisterin im Mannschaftsboot für die Rudergesellschaft Wesel wurde, getauft. Frau Dr. Fey erinnerte an Erich Leyens.
Mit der Namenswahl möchte die Ruderabteilung die zweite jüdische Persönlichkeit ehren und an Erich Leyens erinnern.
Für Herrn Leyens wurde in Wesel ein Stolperstein verlegt (Erich Leyens * 13. Januar 1898 in Wesel; † 1. Oktober 2001 in Konstanz, war ein deutsch-US-amerikanischer Kaufmann und Überlebender des Holocaust. Er war ab 1930 Leiter eines Textilkaufhauses in der Weseler Innenstadt und erlangte durch seinen aktiven Widerstand gegen den Judenboykott im April 1933 Bekanntheit. Später lebte er für viele Jahre in den USA und wurde auch als Autor tätig).
Die Notwendigkeit zu erinnern und zu appellieren, Farbe zu bekennen, sich zu positionieren und Haltung zu zeigen gegen Rassismus, Extremismus und Antisemitismus ist heute noch dringlicher geworden, betonte der Vorsitzende Dr. Kai König. Dadurch möchte die Ruderabteilung ihre gesellschaftspolitische Verantwortung dokumentieren und Ihr Engagement für Diversität, Vielfältigkeit, Offenheit und Integration unterstreichen.
Herr Jung, Vorsitzender des Jüdisch-christlichen Freundeskreises in Wesel ließ das bewegte, wechselhafte Leben von Herrn Leyens Revue passieren und erinnerte an seine Frage, „welchen Wert hatten bürgerliche Moral, Anstand und Religiosität, wenn sie nicht verhindern konnten, dass die Deutschen in so kurzer Zeit und so großer Zahl zu fanatischen Anhängern der neuen Ideologie wurden und für das Leid ihrer jüdischen Mitbürger nicht mehr empfänglich waren?“
Anschließend wurden noch ein schwerer Renneiner auf den Namen E.T. und das neuerworbene Trainermotorboot auf den Namen „Unsinkbar 2“ getauft. Die Taufe des Trainerbootes wurde von Wulf Kosthorst, einem Urgestein der Ruderabteilung vorgenommen, der in seinen 68 Jahren Mitgliedschaft zunächst als erfolgreicher Rudersportler und nachfolgend in zahlreichen Funktionen für den Verein aktiv war, zuletzt als Vorsitzender des Ältestenrates.
Im Rahmen der Mitgliederversammlung der RTGW am 16.03.2024 wurde Wulf Kosthorst zusammen mit dem ebenfalls seit 68 Jahren der RTGW zugehörigen Wolfgang Gröning aus der Ruderabteilung zum Ehrenmitglied der RTGW ernannt.
Zahlreiche Kilometerleistungen der letzten Jahres wurden geehrt, wobei Jasmin von Blomberg besonders erfolgreich zahlreiche Leistungen erreichte, unter anderem den Eispreis (Meisten Kilometer zwischen Ab- und Anrudern), Kilometerpreis Frauen und Kilometerpreis Gesamt.
Anschließend wurden das Motorboot und das Boot „Erich Leyens“ noch zu kurzen Jungfernfahrten auf dem Sportboothafen ausgefahren. Für den sportlichen Renneiner waren die Wetterbedingungen zu rau.
Bei Kaffee und Kuchen ließen ca. 50 Gäste den denkwürdigen Tag ausklingen und freuen sich auf eine schöne Rudersaison 2024