Rheinmarathon 2015
Da waren wir nun. Marcel, Ralf, Sascha und ich standen auf einer Wiese am Vereinsheim des RTHC Bayer Leverkusen und machten unser Boot rheinfest, beklebten die Ausleger mit reichlich Paketband und stärkten uns noch etwas mit kleinen Snacks und etwas Wasser. Dabei unterhielten wir uns über unsere Erwartungen bezüglich der vor uns liegenden Fahrt.
Wir hatten erst etwa ein halbes Jahr Erfahrung im Rudern sammeln können, als wir uns an jenem Morgen auf den Rheinmarathon vorbereiteten. Ich war sehr aufgeregt und voller Vorfreude auf die bevorstehenden Anstrengungen einer derart langen Fahrt. Der Rhein zwischen Krefeld und Wesel war niemandem von uns fremd, aber was uns am diesem Tag auf der Strecke von Leverkusen nach Düsseldorf erwartete, wusste dennoch keiner. Man möchte meinen, dass daher zweifelnde Gedanken angebracht wären, doch wir waren optimistisch und haben uns fest vorgenommen, die Ziellinie zu überqueren. Wir machten allerdings einige Scherze über die Dauer unseres Rennens. Schließlich könnte man sich auch gemütlich treiben lassen und gänzlich ohne Rudern in gerade mal sieben Stunden in Düsseldorf ankommen. Dann hätte uns allerdings kein einziger Mensch empfangen. Nach 3:30 Stunden wären wir schlichtweg disqualifiziert worden. Ärgerlich.
Es musste also ein besserer Plan her. Ein ausgereifter Plan, der auch von Sachverstand zeugt. Da war ich sehr froh darüber, dass unser Boot von einer erfahrenen Ruderin aus Neuss gesteuert wurde. Sie hat bereits mehrmals teilgenommen und kannte die Strecke dementsprechend gut. So konnte sie uns taktisch einweisen und hilfreiche Tipps geben. An dieser Stelle nochmals vielen Dank dafür.
Dann durfte unser Boot starten. An unsere Absprachen haltend, fanden wir schnell einen gemeinsamen Rhythmus. Kilometer um Kilometer kämpften wir uns den Rhein flussabwärts Richtung Düsseldorf. Die Bemerkung unserer lieben Steuerfrau, dass es ein wenig den Eindruck machte, als wären wir auf einer Wanderfahrt, übergingen wir sehr professionell mit einem Lächeln. Wir klärten lediglich, wie viel der Strecke bereits bewältigt war. Das wird doch wohl erlaubt sein…?
Sie hatte während der Fahrt ebenfalls zu kämpfen. Zuerst mit nassen Füßen und danach mit dieser vermaledeiten Pumpe, die einfach nicht funktionieren wollte. Das Wasser stand bereits ziemlich hoch im Boot und wurde allmählich zur Last. Aber unsere findige Steuerfrau löste das Problem höchst elegant und nutzte eine Klarsichtfolie, um den Rhein aus unserem Gefährt zu schaufeln.
Mit näher kommender Ziellinie wuchs die Ungeduld im Boot. Schwindende Kräfte und die Tatsache, dass ich mich mit unserem Kilometerstand verrechnet hatte (das Ziel war minimal weiter entfernt als angenommen) trugen dazu bei. Über zweieinhalb Stunden Fahrt hatten wir hinter uns und jede Minute davon war im Boot zu spüren. Aber dann vernahmen wir die Stimme des Moderators und den anspornenden Jubel der Zuschauer. Unter den motivierenden Anfeuerungen unserer
Steuerfrau sammelten wir unsere verbliebenen Kräfte und legten einen Endspurt hin. Doch eine große Welle lag noch zwischen uns und dem Ziel. Mit den Worten „Aber scheiß drauf, da fahren wir jetzt einfach durch!“ sprang unser Boot äußerst grazil einfach hinüber und ab ins Finish.
Auch wenn es eine wirklich lange Strecke (42,8 Kilometer) war, die zu bewältigen uns eine Menge Kraft kostete, war die Mannschaft sich einig: Es war für uns eine erfolgreiche (als Anfänger mussten wir in der offenen, schnellsten Klasse starten) und vor allem tolle Regatta. Besonders der gemütliche Abschluss bei leckerem Essen und einem kühlen Getränk unter Begleitung irischer Live-Musik war die Krönung des Tages. Daher mein Fazit: Nächstes Jahr bin ich wieder dabei!
(Anm. von Carsten Schwolow: Die Jungs können wirklich stolz auf sich sein, denn sie erreichten als Ruderanfänger des Jahres 2015 den 141. Platz von 178 Booten in 2:47:53 Stunden, beziehungsweise in der offenen Klasse den 15. Platz von 20 Booten!)