Stadion-Atmosphäre bei den ersten Indoor-Stadtmeisterschaften
Ulrich Gorris erster Weseler Stadtmeister im Indoor Rowing
Ein Triathlet ist Wesels bester Trocken-Ruderer. Ulrich Gorris vom Weseler Turnverein (WTV), auch bekannt als Fraktionschef der Weseler Grünen, gewann bei der ersten Stadtmeisterschaft im Indoor Rowing den Titel. Er schaffte die klassische 2000-Meter-Strecke auf dem Ruder-Ergometer in 7:20,7 Minuten. Das entsprach einer Abweichung von nur 18,28 Prozent vom derzeit geltenden Weltrekord in seiner Altersklasse der 55- bis 59-Jährigen. Das Kriterium, so nah wie möglich an die individuelle Weltbestzeit heranzukommen, garantierte bei der Premieren-Veranstaltung der RTGW-Ruderabteilung die gerechte Vergleichbarkeit der Leistung über alle Altersgruppen, beide Geschlechter sowie die Gewichtsklassen. So landete auch ungeheuer knapp Marion Tekath, eine erfahrene frühere Spitzenathletin der Ruder- und Tennisgesellschaft Wesel, auf Platz zwei. In Echtzeit lag sie mit 8:03,0 Minuten zwar deutlich hinter Gorris, blieb damit aber nur 18,32 Prozent über ihrer Referenzzeit in der Klasse der 40- bis 49-jährigen Frauen. Wäre Tekath 0,2 Sekunden schnellergewesen, hätte sie den Titel gewonnen. Ein Wimpernschlag. Platz drei belegte der Schwimmer Tilo Friedrich (17 bis 18 Jahre) aus Büderich, der sportlich im SC Delphin Geldern beheimatet ist, aber als Weseler natürlich ebenso bei der Stadtmeisterschaft startberechtigt war wie auswärtige Mitglieder Weseler Vereine.
Tilo Friedrich räumte mehrfach ab. Seine Zeit von 6:55,5 Minuten bescherte ihm den Preis für den schnellsten Mann des Tages und den Sonderpreis für den besten Junior. Mit Abstand schnellste Frau war die Läuferin Sanja Striga (30 bis 39 Jahre) mit beeindruckenden 7:47,4 Minuten (Platz 5 der Gesamtwertung). Weitere Sonderpreise gingen an die RTGW-Eigengewächse Sebastian Witter (Altersklasse bis zwölf Jahre) mit 8:47,0 Minuten (Platz 20), Christian Heikapell (13 bis14) mit 7:49,9 (Platz 12) und Luis Jung (15 bis 16) mit 7:16,9 (Platz 7). Stadtmeister Ulrich Gorris nahm nicht nur den frisch vom Stadtsportverband gestellten Wanderpokal für den Stadtmeistertitel in Empfang. Er freute sich als bester Nicht-Ruderer auch über einen Gutschein für einen Ruderkursus bei der RTGW, um den schicken Sport auch mal in einem echten Boot auf dem Wasser ausprobieren zu können.
Begeistert von den gezeigten Leistungen und echter Stadionatmosphäre zeigte sich Ehrengast Birgit Nuyken, die als stellvertretende Bürgermeisterin die Stadt bei dem Debüt vertrat. Sie erlebte ein dichtgedrängtes Publikum, das auf den letzten 500 Metern auch den langsamsten Starter eines jeden Laufes lautstark ins Ziel schrie und allen Respekt zollte. Nicht anders empfand es Walter Großmann vom Stadtsportverband, der zur Siegerehrung von einer Bereicherung für den Weseler Sport sprach. Axel Eimers, Vorsitzender der nun 111 Jahre alten Gründungsabteilung der RTGW, versprach unmittelbar eine Neuauflage in 2019. Dann eventuell in anderen Räumlichkeiten, denn die jetzt genutzten im RTGW-Bootshaus am Sporthafen platzten fast aus allen Nähten. In knapp fünf Stunden gingen insgesamt 55 Teilnehmer – darunter ein Drittel Nicht-Ruderer – auf bis zu fünf Ergometer gleichzeitig an den Start. Die nach ungefährem Leistungsvermögen zusammengestellten Läufe sorgten für Spannung, weil die Positionen per Beamer haargenau zu verfolgen waren. Deshalb verwandelte sich die Sportstätte bei den Endspurts auch regelmäßig in einen Hexenkessel. Kurze Unterbrechungen zwischen den Läufen nutzte Organisator Horst Broß unter anderem für Talk-Runden mit einem besonderen Gast. Clubkamerad Hanno Wienhausen, im Team Deutschlandachter ein Jahrzehnt auf höchstem Niveau aktiv und 2012 als Mitglied der Oxford-Crew gegen Cambridge mit einem dramatischen Rennen in die Geschichtsbücher eingegangen, hatte viel zu erzählen. Schließlich hatte der Weseler 2006 mit Stephan Koltzk und Johannes Doberschütz sowie dem Schwimm-Weltmeister Mark Warnecke einen Staffel-Weltrekord auf dem Ruder-Ergometer aufgestellt: 5:21,0 Minuten beim NWRV Indoor Cup in Essen-Kettwig unter dem tosenden Beifall der rund 600 Zuschauer. Eine Kulisse, die für die Weseler Ruderer ein Ansporn ist.