Wanderfahrt Mittelrhein: Eltville-Boppard-Sinzig
Bei strahlendem Sonnenschein startete unser Wanderfahrtswochenende „Wunderschöner Mittelrhein“ am Samstag, den 10. August 2024, um 6 Uhr in der Früh am Bootshaus. Anfangs gab es große Augen wegen der frühen Uhrzeit, doch hatten wir eine gute Strecke zum Startpunkt zurückzulegen und auch am Tag zu rudern. Daher packten wir unser Übernachtungsgepäck schnell in den Vereinsbus, unser Fahrtenleiter und Fahrer Axel spannte den Hänger mit der Euke und der Dreiviertel an und los ging es nach Eltville. Während der Fahrt hielten einige noch ein kleines Nickerchen, um die tolle Rudertour später ausgeruht genießen zu können. In Eltville angekommen, fanden wir ein sehr schönes Bootshaus des ansässigen Rudervereins, jedoch einen recht engen Platz zum Aufriggern vor, wenn dort reger Ruderbetrieb herrscht. Die Platzschwierigkeiten meisterten wir gut, Axel teilte uns in die Boote ein und schon waren die Dreiviertel mit Axel, Imke, Annedore und Franz, die Euke mit Jasmin, Annette und Kai auf dem Wasser.
Unser Fahrtenleiter Axel hatte alles genauestens geplant, so gab es z.B. einen laminierten Auszug aus dem Gewässerkatalog, der mit einem Tau an eine Bootsstrebe gebunden werden konnte, damit er auf der anspruchsvollen Strecke ja nicht unterwegs wegweht. Ist alles schon vorgekommen. Meist durfte das Fahrwasser keinesfalls verlassen werden, da selbst Ruderboote mit ihrem geringen Tiefgang auf felsigen Untiefen auflaufen konnten. Es gab Inseln in der Flussmitte wie die Mäuseturm-Insel und Vorschriften/Empfehlungen, ob sie an Backbord oder Steuerbord zu passieren waren. Wir achteten auf Schifffahrtszeichen wie „Spaltung der Fahrrinne“, die wir in unserem Heimatrevier nicht vorfinden. Unterwegs begegnete uns das Seitenradschiff „Goethe“ zu Berg, welches auf seiner Nostalgieroute Koblenz-Rüdesheim unterwegs war, und freundlich hupte (Oder gab es etwa eine Beschwerde?).
Zur wohlverdienten Mittagspause bei kühlen Getränken legten wir in Bacharach an. Die Sonne brannte, Axel klagte über verbrannte Beine, bei Imke waren es die Oberschenkel. Annette hatte unterwegs im Boot dick Sonnencreme 50+ nachgetragen – ohne die Ruder-Handschuhe auszuziehen und mit extra Läppchen zum Auftragen :).
Vor dem Streckenabschnitt durch das Loreleytal besprachen wir uns noch einmal und schauten uns die Lichtwahrschau in der Gebirgsstrecke auf der Karte an. Diese Signalstellen zeigen der Bergfahrt an, in welchem Streckenabschnitt mit Talfahrern – mit Ausnahme von Kleinfahrzeugen – zu rechnen ist, um eine Begegnung in den Kurven zu vermeiden.
Nun kam Axels ausgefeilt ausgearbeiteter Landdienst-Plan zum Einsatz: Bis zur Mittagspause steuerte er die Dreiviertel dann fuhr er mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurück zum Bus und Hänger, um uns am Etappenziel wieder einzusammeln und zur Jugendherberge zu bringen.
Mit neu zusammengestellten Mannschaften und einem Leerplatz in der Dreiviertel (leider jetzt ohne Axel; an dieser Stelle ein großer Dank an Axel für seinen Einsatz als Landdienst mit öffentlichen Verkehrsmitteln) starteten wir durch das Loreleytal. Ein gerade talfahrendes Berufsschiff ließen wir vorsichtshalber passieren, damit wir dies nicht hinter uns hatten und uns nicht in der engen, kurvigen Strecke überholen musste. Regelmäßig schauten wir zurück auf die gerade passierten Wahrschautafeln, um erkennen zu können, ob nach uns noch Talfahrer zu erwarten waren. Unsere Tour an diesem Tag war unproblematisch, alles klappte prima und wir konnten beeindruckt beobachten, wie weit ein Berufsschiff „quer im Fahrwasser steht“ und nahezu die komplette Breite benötigt, um zu Berg in eine Kurve zu fahren.
Auf Höhe des Loreleyhafens bekamen wir Besuch von der Wasserschutzpolizei: Berufsschiffer hätten sich beschwert, wir führen zu sehr in der Fahrbahnmitte und möchten doch ufernäher weiterrudern. Wir waren etwas irritiert, da auch wir das Fahrwasser nicht verlassen konnten, und wurden noch eine Weile von der Wapo begleitet, wohl um zu gucken und zu kontrollieren, ob wir dem Hinweis folgen würden. Leider stellten einige von uns kurze Zeit später fest, dass vergessen wurde, einen Blick auf die Loreley-Statue zu werfen.
Weiter ging es vorbei an malerischen Städten, an Burgen mit seltsamen Namen wie „Katz“ und „Maus“ und den Burgen „Die feindlichen Brüder“. Kein Wunder, dass diese reizvolle Landschaft von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Kurz vor der Ankunft in Boppard wurden wir wieder von der Wasserschutzpolizei herangewunken. Es gab eine Vollsperrung aufgrund der Veranstaltung „Rhein in Flammen“. Wir hatten Glück und durften das kurze Stück bis Boppard weiterrudern.
In Boppard legten wir die Boote ab, Axel nahm uns mit dem Bus in Empfang und brachte uns zur Jugendherberge, die oberhalb des malerischen Rheinstädtchens Oberwesel gelegen war. Gerade noch pünktlich zum leckeren Abendessen eingetroffen, konnten wir die tolle Aussicht auf das Rheintal genießen. Nach Bezug unseres Mehrbettzimmers mit Beistellbett für eine Ruderin und einer erfrischenden Dusche traf man sich bei einem Glas Wein. Nachdem dann auch endlich jemand glücklich die Gruppe gefunden hatte, gab es noch Eis und kühle Zitronenlimo.
Nach dem Frühstück ging es auf zur zweiten Etappe und Axel brachte uns wieder zum Einsatzort. In vollbesetzen Booten ruderten wir bei schönstem Wetter an Lahnstein vorbei. In Koblenz wurde nach Durchfahrt der sich im Bau befindlichen Brücke das Deutsche Eck bewundert und ausgiebig fotografiert. Die eigentliche Mittagspause war aber erst in Neuwied. Dort verließ uns Axel abermals, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Boppard zu fahren, um das Gespann abzuholen und nach Sinzig zu unsere- letzten Etappenziel zu fahren.
Während Axel nach Haltestellen suchte, fanden wir einen schattigen Platz auf der Restaurantterrasse der Neuwieder Rudergesellschaft. Ein kühles Getränk und leckere türkische Speisen ließen die Lebensgeister wieder erwachen und für die letzte Etappe wappnen.
Die Dreiviertel fuhr jetzt abermals unterbesetzt mit Kai, Imke und Annedore. Annette steuerte nun die Euke mit Jasmin und Franz. Nach der gestrigen Kirmesfahrt auf dem Rhein durch Binger Loch und an der Loreley vorbei, war die zweite Etappe bisher eher ruhig. Der Rhein war breiter und damit auch mehr Platz vorhanden. Annette wünschte sich für ihren Steuerpart noch Abenteuer. Da sie diesen Teil des Rheines noch nicht kannte, wusste sie auch nicht, dass es schneller kommen kann, als gewollt. Denn nur wenige Kilometer später passierten wir Andernach. Hier steht immer Wind vor der Kurve und die Wellen schaukeln sich an Mauern und Felsen auf. So tanzte die Euke auf den hohen Wellen. Doch mit dem diesem Boot lässt sich auch das unschönste Wasser gut durchfahren. Hinter der Kurve war es wieder ruhig. Gemütlich ruderten wir in Richtung Ausstieg bei Sinzig und hielten Ausschau nach Axel. Gegen 16:30 Uhr sahen wir ihn winkend am linken Rheinufer an einem Kiesstrand. Nach dem Anlegen mussten wir die Boote noch den steilen Deich hochtragen. Gefühlt war das anstrengender, als die gesamte Rudertour selbst. Doch gemeinsam ging es am Ende fix und wir konnten die Boote auf der oben gelegenen Wiese des ansässigen Kanuclubs abriggern und verladen. Müde und glücklich machten wir uns auf den Heimweg.
Vielen lieben Dank an Axel für diese wunderschöne, perfekt organisierte Wanderfahrt!